Autor: Armin Gehrmann – Uckermark Kurier, 22.03.2019
In der Prenzlauer Grabow-Sporthalle herrschte Dramatik pur. Dreimal in 60 Spielminuten war der Männer-Handballkreisligist Fortuna Prenzlau seinem Gast Oranienburger HC IV klar enteilt. Aber dreimal ließ er auch unter großer Fehlerquote erfolgreiche Aufholjagden seines Konkurrenten zu. Und nun waren nur noch 30 Sekunden zu spielen. Es stand 24:23. Auszeit für den Gast. Tatsächlich schaffte dieser nach 59:44 Spielminuten den Treffer zum Remis. In den verbleibenden Sekunden konnte das Fortunateam nicht noch einmal zuschlagen. Der lang erhoffte und fast schon sicher geglaubte Sieg war dahin. Kopfschütteln der Prenzlauer noch lange nach dem Abpfiff.
Was war geschehen? Der erste Kommentar von Trainer Steffen Dommann dazu: „Kämpferisch kann ich meiner jungen Mannschaft überhaupt keinen Vorwurf machen. Aber sie schafft es einfach nicht, selbst Sechs- Tore-Vorsprünge über die Zeit zu bringen. Schade. Sie hatte die routinierten Oranienburger schon am Rande der Verzweiflung, baute aber in der Schlussphase nicht mehr genügend Druck auf sie auf. Wenn man nach 52 Spielminuten klar 24:18 führt, dann muss es einfach zu drei Punkten reichen. Was da in den Köpfen vorging, das weiß ich nicht.“ Für Fortuna ist das umso bitterer, wenn man an die Entwicklung des Teams und dessen Zukunft denkt. Acht der elf im Aufgebot gegen den HC stehenden Spieler waren 21 und jünger – Eigengewächse des Vereins. Bei Fortuna haben sie das Handball-Einmaleins erlernt. Henrik Schulz und Hannes Nawroth mit jeweils 17 Lenzen sowie der 18-jährige Anton Vitense waren die Jüngsten im Team und obendrein die spielerisch Stärksten und Erfolgreichsten: starker Offensivdrang, gute Pässe, jeder steuerte fünf Treffer bei. „Aus diesem Spielverlauf müssen sie nun endlich lernen“, so ihr Trainer. Steffen Dommann hatte bereits während der Auszeit im ersten Abschnitt darauf hingewiesen, im Bemühen um Schnelligkeit im Spiel nicht nachzulassen. Damit hatten die Gäste sichtlich ihre Nöte. Wesentlich größer, stabiler und teils auch schwergewichtiger gebaut, entwischten ihnen die jungen Dachse immer wieder. Nach dem 3:2 (5. Spielminute) lag Fortuna schon 11:6 (19.) vorn. Zur Pause hieß es aber nur noch 14:12.
In Halbzeit zwei wieder ein furioses Anrennen der Prenzlauer – 18:12 (39.). Nachdem der Gast auf 20:17 (43.) herangekommen war, hatten die Prenzlauer noch Antworten bis zu jenem 24:18. Dann aber keine mehr. Auch aus klaren Wurfpositionen reichte es nicht zu Treffern. Ihrem bis dahin glänzend haltenden Torwart Torsten Dommann – mehrfacher Sieger in 1:1-Situationen und auch Siebenmetertöter – konnte man keinerlei Vorwurf machen. Seine Vordermänner kamen mit der robusten, stark körperbetonten und konsequent klammernden Spielweise der Gäste nicht mehr zurecht. Diese schienen sich an ihre Landesligazeiten zu erinnern: Von dort hatten sie sich als damals OHC III freiwillig zurückgezogen und dann den Platz von OHC IV in der Kreisliga übernommen. Die Routine bremste nun nämlich den jugendlichen Drang völlig aus. Mit einem „Sechs-Tore- Lauf“ sicherten sie sich noch einen Meisterschaftspunkt.
Fortuna: T. Dommann (TW), St. Fiedler (4), E. Runge (1), T. Förster (2), M. Meilicke (2), R. Waldeck (n.e.), A. Vitense (5/1), U. Seehagen, A. Herklotz (1/1), H. Schulz (4), H. Nawroth (5)
Hinausstellungen: Fortuna 2 – Oranienburg IV 2
Strafwürfe: Fortuna 2/2 – Oranienburg IV 4/2